Innerhalb der letzten vier Jahre entstanden sieben großformatige Zeichnungen von Eisoberflächen, die nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sie bilden das Herzstück der Ausstellung. Nach Li Triebs großer Präsentation im schweizerischen Museum Franz Gertsch im Jahr 2006 ist dies die erste umfassende Einzelausstellung der Hamburger Künstlerin in Deutschland.
Im Zentrum von Li Triebs künstlerischem Schaffen steht die Auseinandersetzung mit der Zeiterfahrung.
Sie untersucht in unterschiedlichen Werkgruppen, inspiriert von Himmel und Wasser in all seinen Erscheinungsformen, verschiedene Möglichkeiten von erfahrener und gemessener, von subjektiv erlebter und objektiv beobachteter Zeit.
Li Trieb hierzu: „Meine Arbeiten sind gebannte Momente der Aufmerksamkeit. Jeder Augenblick verweist auf vergangene und kommende Augenblicke. Jeder Moment des Erkennens und Durchdringens erscheint als etwas, das sich immer nur ankündigt und doch nie ganz Gegenstand werden kann. Was immer ich erlebe, was mir Gegenstand der Betrachtung wird, ist nur ein Gegenstand unter unendlich vielen, nur ein Augenblick Zeit in einer endlos scheinenden Aufeinanderfolge von Augenblicken."
Li Triebs „Momentaufnahmen", die sich in Text, Fotografie und Zeichnung manifestieren, erreichen gerade durch diese unterschiedlichen Facetten eine beeindruckende konzeptuelle Dichte. Der enorme Zeitaufwand, der beispielsweise hinter jeder einzelnen Zeichnung steckt, scheint in einem geradezu grotesken Widerspruch zu der Vergänglichkeit des einzelnen, kurzen Moments zu stehen. (Eine einzige Zeichnung kann bis zu fünf Monate in Anspruch nehmen!)
Die in die künstlerischen Arbeiten investierte Lebenszeit, die Li Trieb auch akribisch dokumentiert, wird so zum integralen Bestandteil ihrer Werke.
Zur Eröffnung sprachen: Karin Pott (Begrüßung) und Dr. Maren Ziese (Einführung).